Anlässlich der Anmeldung für die Flugtage 99 hat uns Kurt Hübscher folgenden Brief geschrieben, der allen als Warnung dienen sollte:
Nach wie vor beschäftigen mich - über das klare amtliche und richterliche
Urteil hinaus - die bisher nicht profund erkannten Beweggründe zu meinem
aussergewöhnlichen Verhalten nach der Startphase. Das Einkurven in den Quer-
und in den Rückenwind hatte ich in meiner vieljährigen Pilotenpraxis auf
dem nämlichen Flugzeugtyp stets problemlos bewältigt. Niemals sind mir in
der Einschätzung von Gelände- und Windverhältnissen sowie in der
Flugtaktik Fehlhandlungen unterlaufen.
Auf dem Flugplatz Gruyères habe ich in der Pause zwischen Landung und Start
lediglich eine Tasse Kaffee mit Zucker, jedoch keine Speisen und keinen Alkohol zu
mir genommen.
Der erst zwei Jahre später verfügbar gewordene Fachbericht der
"Flight Safety Australia" über "Ernährung: Fit fürs
Fliegen?", übersetzt und abgedruckt in der Aero-Revue 5/97, gibt
Aufschluss über Gefahren, die mit dem Kaffee- und Zuckergenuss bei leerem Magen
erstaunlicherweise verbunden sind. Die daraus mögliche Unterzuckerung kann
mentale Absenzen auslösen und - wie die zitierten Beispiele und nunmehr auch
meine eigene Erfahrung erhellen - die psychischen und physischen Reaktionen des
Flugzeugführers entscheidend einschränken, ohne dass dies der Betroffene
rechtzeitig gewahr wird.
Es liegt mir viel daran, meine Erkenntnis und Erfahrung an alle Fliegerkameraden
weiterzugeben.
KHü, 01.02.1999
Als Pilot sollten Sie die Auswirkung von Essgewohnheiten auf Ihre
Leistungsfähigkeit kennen. Eine Vielzahl von Unfällen ist direkt oder
indirekt auf die Ernährung zurückzuführen.
Ein Pilot hatte seine Cessna 150 zur Landung auf der falschen Landebahn vorbereitet.
Der Controller auf dem Tower machte ihn auf diese Situation aufmerksam und gab ihm
dann die Landefreigabe für diese Bahn. In ca. 200 - 300 Fuss Höhe wurde
dem Piloten schwindelig und er verlor das Bewusstsein. Die Maschine schlug auf dem
Rücken auf; glücklicherweise blieb der Pilot unverletzt.
Untersuchungen zeigten, dass er unter einer Hypoglykämie (starke
Blutzuckersenkung) litt, die z.B. durch stark kohlehydrathaltige Nahrung mit zuviel
reinem Zucker und weissem Mehl ausgelöst werden kann.
In diesen Fällen produziert die Bauchspeicheldrüse übermässig
viel Insulin, ein Hormon, das der Körper zum Umsetzen von Zucker benötigt.
Nach einigen Stunden sinkt der Blutzuckergehalt auf ein gefährliches Niveau.
Das Gehirn und das zentrale Nervensystem sind dann unfähig, Blutzucker zu
speichern und brauchen dann einen permanenten Nachschub. Und dies macht das Gehirn
besonders empfindlich für einen Blutzuckerabfall. Die Antwort des Körpers
auf einen Blutzuckermangel umfasst Müdigkeit, mentale Verwirrung, tiefe
Ohnmacht, Kopfschmerzen, Vergesslichkeit, Schwindel, unscharfes Sehen,
Schüttelfrost, niedrigen Blutdruck, Nervosität, Depression und ein
ausgeprägtes Hungergefühl.
Koffein, Alkohol und Nikotin beeinflussen den Zuckerstoffwechsel negativ.
STRONGB>Deshalb ist eine Tasse starken, gezuckerten Kaffees auf einen
nüchternen Magen kurz vor einem Flug keine besonders gute Idee.
Quelle: Flight Safety, Australia. Übersetzer: Harry Rauch.
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