Kaffee gefährlicher als Alkohol?

Anlässlich der Anmeldung für die Flugtage 99 hat uns Kurt Hübscher folgenden Brief geschrieben, der allen als Warnung dienen sollte:

Zum Flugunfall vom 27. August 1995:

Nach wie vor beschäftigen mich - über das klare amtliche und richterliche Urteil hinaus - die bisher nicht profund erkannten Beweggründe zu meinem aussergewöhnlichen Verhalten nach der Startphase. Das Einkurven in den Quer- und in den Rückenwind hatte ich in meiner vieljährigen Pilotenpraxis auf dem nämlichen Flugzeugtyp stets problemlos bewältigt. Niemals sind mir in der Einschätzung von Gelände- und Windverhältnissen sowie in der Flugtaktik Fehlhandlungen unterlaufen.
Auf dem Flugplatz Gruyères habe ich in der Pause zwischen Landung und Start lediglich eine Tasse Kaffee mit Zucker, jedoch keine Speisen und keinen Alkohol zu mir genommen.
Der erst zwei Jahre später verfügbar gewordene Fachbericht der "Flight Safety Australia" über "Ernährung: Fit fürs Fliegen?", übersetzt und abgedruckt in der Aero-Revue 5/97, gibt Aufschluss über Gefahren, die mit dem Kaffee- und Zuckergenuss bei leerem Magen erstaunlicherweise verbunden sind. Die daraus mögliche Unterzuckerung kann mentale Absenzen auslösen und - wie die zitierten Beispiele und nunmehr auch meine eigene Erfahrung erhellen - die psychischen und physischen Reaktionen des Flugzeugführers entscheidend einschränken, ohne dass dies der Betroffene rechtzeitig gewahr wird.
Es liegt mir viel daran, meine Erkenntnis und Erfahrung an alle Fliegerkameraden weiterzugeben.
 
KHü, 01.02.1999

Ausschnitt aus einem Artikel der Aerorevue 5/97

Ernährung: Fit fürs Fliegen?

Als Pilot sollten Sie die Auswirkung von Essgewohnheiten auf Ihre Leistungsfähigkeit kennen. Eine Vielzahl von Unfällen ist direkt oder indirekt auf die Ernährung zurückzuführen.
Ein Pilot hatte seine Cessna 150 zur Landung auf der falschen Landebahn vorbereitet. Der Controller auf dem Tower machte ihn auf diese Situation aufmerksam und gab ihm dann die Landefreigabe für diese Bahn. In ca. 200 - 300 Fuss Höhe wurde dem Piloten schwindelig und er verlor das Bewusstsein. Die Maschine schlug auf dem Rücken auf; glücklicherweise blieb der Pilot unverletzt.
Untersuchungen zeigten, dass er unter einer Hypoglykämie (starke Blutzuckersenkung) litt, die z.B. durch stark kohlehydrathaltige Nahrung mit zuviel reinem Zucker und weissem Mehl ausgelöst werden kann.
In diesen Fällen produziert die Bauchspeicheldrüse übermässig viel Insulin, ein Hormon, das der Körper zum Umsetzen von Zucker benötigt.
Nach einigen Stunden sinkt der Blutzuckergehalt auf ein gefährliches Niveau. Das Gehirn und das zentrale Nervensystem sind dann unfähig, Blutzucker zu speichern und brauchen dann einen permanenten Nachschub. Und dies macht das Gehirn besonders empfindlich für einen Blutzuckerabfall. Die Antwort des Körpers auf einen Blutzuckermangel umfasst Müdigkeit, mentale Verwirrung, tiefe Ohnmacht, Kopfschmerzen, Vergesslichkeit, Schwindel, unscharfes Sehen, Schüttelfrost, niedrigen Blutdruck, Nervosität, Depression und ein ausgeprägtes Hungergefühl.
Koffein, Alkohol und Nikotin beeinflussen den Zuckerstoffwechsel negativ. STRONGB>Deshalb ist eine Tasse starken, gezuckerten Kaffees auf einen nüchternen Magen kurz vor einem Flug keine besonders gute Idee.

Quelle: Flight Safety, Australia. Übersetzer: Harry Rauch.

Unfalluntersuchungen



Letzte Änderung: 04.02.2000
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